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Haben Sie schon einmal versucht, ein Abendgebet Teil Ihrer täglichen Routine werden zu lassen? Ob mit vorformuliertem Text oder in eigenen Worten, dieser Tagesrückblick im Gespräch mit Gott wird für Sie zu einem Gewinn.
Wer regelmäßig seinen Tag reflektiert und dies in ein Abendgebet münden lässt, wird davon profitieren:
- Sie gewinnen mehr Klarheit über die Ereignisse des Tages.
- Sie erkennen, welche Richtung Ihr Leben nimmt und welche Faktoren dazu beitragen.
- Sie können daraus ableiten, was Sie tun können, damit Ihr Leben und Ihr Alltag einen guten Kurs einschlagen.
- Sie kommen dem auf die Spur, was Sie tatsächlich im Innersten bewegt und antreibt.
- Sie können aus begangenen Fehlern lernen.
- Sie werden dankbar, was gelungen ist und lernen es wertzuschätzen.
- Sie werden innerlich frei und können andere Menschen teilhaben lassen an dem, was Ihr Leben bereichert.
- Sie dürfen im Kontakt mit Gott erleben, dass er für Sie da ist und Sie Ihr Leben nicht allein bewältigen müssen.
- Gott bietet Ihnen an, alle Ihre Sorgen auf ihn zu werfen und bei ihm zu lassen.
„Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch.“
- Petrus 5,7
In diesem Artikel möchte ich Ihnen Schritte an die Hand geben, die sich beim persönlichen Tagesrückblick bewährt haben. Sie sind als Anregung zu verstehen, wie Sie Ihren Abschluss des Tages gestalten können.
Es geht dabei nicht um Vollständigkeit. Auch müssen die Schritte nicht akribisch und vollumfänglich nacheinander abgearbeitet werden. Probieren Sie aus und finden Sie heraus, was Ihnen guttut und entspricht.
Lassen Sie sich überraschen und seien Sie auch offen dafür, dass Gott Ihnen begegnen möchte.
Schritt 1: Schaffen Sie gute Rahmenbedingungen für Ihren Tagesrückblick
Finden Sie den geeigneten Raum
Entscheidend ist, dass Sie sich wohlfühlen können, während Sie den Tag reflektieren und ein Abendgebet sprechen möchten. Hier geht es nicht darum, eine Pflicht zu erfüllen. Gott lädt Sie ein, im Kontakt zu ihm zur Ruhe zu kommen.
Ein ungemütlicher Raum mit vielen Ablenkungen kann dabei eher hinderlich sein. Wo fühlen Sie sich besonders wohl? Wo ist es gemütlich und schön? Das kann Ihr Zimmer sein, eine Leseecke, Ihr Lieblingssessel oder zu bestimmten Jahreszeiten auch der Garten oder Balkon. Denn wo Sie sich gern aufhalten, haben Sie wahrscheinlich auch die wenigsten Ablenkungen, um sich die Fragen zu stellen und eine ehrliche Antwort darauf zu geben. Es geht darum, einen gewissen und gesunden Abstand zum vergangenen Tag zu gewinnen.
Finden Sie die geeignete Zeit
Der Abend empfiehlt sich deshalb, weil der Tag nun hinter Ihnen liegt und die Nacht als Zeit der Entspannung vor Ihnen. Am Abend können Sie den Tag abschließen – dankbar, klärend und möglichst zufrieden. Es sollte aber nicht so spät sein, dass Sie schon gegen die Müdigkeit ankämpfen müssen.
Zusätzlich oder alternativ eignet sich auch der Sonntag als wöchentlicher Ruhetag, um innezuhalten und auf die vergangene Woche zurückzuschauen.
Finden Sie die geeignete Form
Natürlich können Sie einfach in Gedanken den Tag durchgehen und dabei mit Gott ins Gespräch kommen, ihm danken und Versäumnisse oder Fehler bekennen.
Wenn aber dieses Vorhaben noch ungewohnt ist und nicht Teil Ihrer Routine, hilft es, sich etwas mehr Gedanken über die Form zu machen.
Halten Sie Ihre Gedanken zum Beispiel schriftlich fest. Zum einen fällt es dann leichter, gedanklich bei der Sache zu bleiben. Zum anderen können Sie später noch einmal nachlesen, was Sie geschrieben haben.
Das bedeutet nicht unbedingt, dass Sie ein spezielles Tagebuch führen müssen. Ein gebundenes Notizbuch hat jedoch gegenüber losen Zetteln den Vorteil, dass Sie Ihre Gedanken zum Tagesrückblick später leichter wiederfinden. Sie werden erstaunt sein, was Sie alles schon an Einsichten gewonnen haben. Es kommt dabei nicht auf die Menge an, die Sie notieren. Ein bis drei Gedanken können schon genug sein.
Schritt 2: Beginnen Sie Ihren Tagesrückblick mit 3 einfachen Fragen
Den Tag zu reflektieren, muss nicht kompliziert sein. Beginnen Sie mit einer einfachen Form. Einfach heißt jedoch nicht, dass das Vorhaben belanglos ist.
Wenn Sie sich von den folgenden Fragen leiten lassen, werden Sie den Tag bereits als bedeutungsvoll wahrnehmen:
Was ist passiert?
Wenn Sie aufschreiben, was an diesem Tag geschehen ist, wird es wahrscheinlich mehr sein, als Sie erwartet hätten. Der Tag war gar nicht so langweilig, ohne Anregung oder Impulse zum Nach- und Weiterdenken. Gerade der Rückblick nach einigen Tagen oder auf eine ganze Woche kann im wahrsten Sinne des Wortes „erhellend“ sein.
Was habe ich gemacht?
Es ist nicht nur etwas geschehen, sondern es geschah auch etwas durch Sie. Ohne Ihren Impuls, Ihre Initiative und Ihr Handeln wäre es nicht passiert. Sie sind nicht nur Empfänger oder gar Opfer in der Situation, sondern auch ein Gestalter. Das ist ein erhebendes Gefühl: Ich habe etwas beigetragen, was sonst nicht geschehen wäre. Und – davon gehen wir aus – dass es etwas Gutes und für andere Förderliches war.
Was war mir möglich?
Gerade im Alter ist es wichtig, dass Sie sich vor Augen halten, was Ihnen möglich ist. Vielleicht „noch“ möglich ist. Möglicherweise konzentrieren wir uns zu sehr auf unsere Einschränkungen und auf das, was wir nicht mehr können. Daraus entwickelt sich mit der Zeit eine klagende und frustrierte Haltung. Diese lähmt uns dann erst recht und wir bremsen uns selbst aus. Das Mögliche sehen, lässt dankbar sein und positiv in die nächsten Tage gehen.
Schritt 3: Beziehen Sie Gott in Ihren Tagesrückblick mit ein
Wenn Sie bisher wenig Erfahrung damit gemacht haben, mit Gott direkt zu sprechen, kann sich dieser Schritt ungewohnt anfühlen. Dies hängt sicher auch davon ab, welches Bild Sie von Gott haben. Ich möchte Sie ermutigen, es dennoch auszuprobieren. Lassen Sie sich nicht zu schnell von dem Gefühl der Unsicherheit davon abbringen. Gott möchte Ihnen liebevoll begegnen, Ihnen Trost und Halt bieten und zu neuen Perspektiven verhelfen.
Machen Sie sich bewusst, dass Gott da ist!
Gott ist gegenwärtig. Er war am ganzen vergangenen Tag da. Und er ist es hier und jetzt. Da wir das vergessen und übersehen können, ist es wichtig, sich dies ganz bewusst zu machen. Wenn am Abend das Licht des Tages abnimmt, bietet Gott Ihnen die Wohltat an, loszulassen und zur Ruhe zu kommen. Sie dürfen Ihre Sorgen und alles, was Ihnen Angst macht, Gott hinlegen. Er möchte Ihnen abnehmen, was Sie in Unruhe versetzt.
Den Tag vor Gott zu reflektieren, bedeutet aber auch, Entscheidendes gewinnen zu können: eine dankbare Haltung, einen versöhnten Abschluss, eine hilfreiche Erkenntnis.
Schritt 4: Nehmen Sie bewusst eine dankbare Haltung ein
„Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat!“ (Psalm 103,2). König David lässt uns hier teilhaben an seinen Gedanken. Er selbst spornt seine Seele an, Gott dankbar zu loben. Es ist ein bewusster Schritt wider das Vergessen.
„Das Gedächtnis ist wie ein Sack. Es behält alles. Das bessere Gedächtnis ist wie ein Sieb, es behält nur, worauf es ankommt.“ Hellmut Walters
Dankbare Reflexion kann auswählen, was sich als ein Schatz und als ein Gewinn mitnehmen lässt. Daraus entsteht eine Grundhaltung und auch eine Grundstimmung, die uns beglückt.
Dankbarkeit für das Wiederkehrende
Beginnen Sie damit, für das zu danken, was Sie täglich zum Leben haben. Es gerät so schnell in Vergessenheit und wird selbstverständlich. Wenn wir uns dessen bewusst werden, entwickeln wir Dankbarkeit, die unser Herz mit Freude erfüllt. Danken Sie zum Beispiel dafür, täglich genug zum Essen zu haben.
Das tägliche Brot schließt alles mit ein, was mit der täglichen Versorgung zu tun hat.
Jesus Christus weist auf die Vögel hin, die Nahrung erhalten und auf die Blumen, die wunderbar „gekleidet“ sind (vgl. Matthäus 6,25–34). Mit diesem Wissen dürfen wir uns „getrost“ nicht sorgen.
Danken ist die Alternative zum Sorgen. So gehen Sie beruhigt in die Nacht und sind bereit für den morgigen Tag.
Dankbar sein für das Besondere
Nehmen Sie anschließend das Besondere des Tages in den Blick. Das werden vor allem Begegnungen mit Menschen sein. Jede dieser Begegnungen lässt uns ein wenig anders zurück. Wurden Sie durch diese ermutigt, ist das ein Grund Gott zu danken. Vielleicht konnten auch Sie jemandem Mut zusprechen und trösten, ein hilfreiches Wort oder einen guten Rat weitergeben. Einfach miteinander teilen, was einen bewegt, das lässt einen dankbar zurück.
Und dann sind da noch die Dinge, die an diesem Tag einen Unterschied gemacht haben. Sie konnten einen wichtigen Termin vereinbaren, auf dem Amt eine Frage klären, Ihr Auto wurde repariert, der nächste Urlaub geplant und gebucht, die neue Betreuerin vorgestellt – oder was auch immer.
Schließen Sie all diese vermeintlich kleinen Dinge in Ihr Abendgebet und Ihren Tagesrückblick mit ein.
Dankbar in dem, was noch offen ist
Am Ende eines jeden Tages gibt es Angelegenheiten, die nach wie vor ungeklärt sind. Wie ist das bei Ihnen? Gibt es Probleme, die noch nicht gelöst sind? Oder haben Sie schlechte Nachrichten erreicht, die morgen erneut Ihre Aufmerksamkeit fordern werden?
In Bezug auf diese Dinge dankbar zu werden, bedeutet nicht, einfach darüber hinwegzugehen. Auch können Sie diese Themen nicht mit positivem Denken beiseiteschieben.
All das hat am Ende des Tages genauso seinen Platz. Im Gespräch mit Gott ist es bestens aufgehoben.
„Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden! “ Philipper 4,6
Jede Bitte können Sie vor Gott aussprechen. Sie brauchen nichts auszusparen. Weil das so ist, können Sie Gott auch Danke sagen, dass Sie diese Möglichkeit haben. Sie sprechen mit dem, der vertrauensvoll und zugleich allmächtig ist. Wenn Ihnen das bewusst wird, können Sie einen erstaunlichen Frieden erfahren, den Paulus, der Verfasser des Philipperbriefes, so beschreibt:
„Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, wird eure Herzen und Sinne bewahren in Christus Jesus“ (Philipper 4,7).
Möchten Sie sich noch ausführlicher mit dem Thema „Dank“ beschäftigen? Dann lesen Sie doch unseren Artikel: 10 gute Gründe für Dankbarkeit
Schritt 5: Nutzen Sie den Tagesrückblick für Versöhnung
Wie gut tut es, den Tag gut abschließen zu können! Das gelingt jedoch nur, wenn es ein „versöhnter“ Abschluss ist. Alles was noch ungeklärt ist, hindert uns daran, Ruhe und inneren Frieden zu erleben. Deshalb besteht ein wesentlicher Schritt darin, sich soweit wie möglich um Versöhnung zu bemühen. Je nachdem, wie lange Sie schon Ungeklärtes mit sich herumtragen, mag dieser Schritt in Ihren Augen unlösbar erscheinen. Vielleicht gelingt es noch nicht heute, alle Angelegenheiten zu klären. Aber tun Sie trotzdem den ersten Schritt.
Am Ende des Tages kommt es auf Versöhnung an. Gott miteinzubeziehen, ist gerade bei diesem Schritt essenziell. Wahre Vergebung und innerer Frieden ist vollumfänglich nur mit seiner Hilfe möglich.
Denken Sie über die folgenden Lebensbereiche nach und sprechen Sie mit Gott über die Themen, bei denen Sie Vergebung und Versöhnung brauchen.
Versöhnter Tagesabschluss mit meinem Versagen
Sei es nur ein Missgeschick, ein Fauxpas oder Misslungenes. Wann haben Sie sich heute über sich selbst geärgert? Welche Situation lässt Ihnen keine Ruhe?
Sie dürfen das mit Gott besprechen, Ihr Herz vor ihm ausschütten und alles an ihn abgeben. Das gilt auch dann, wenn Sie an den Folgen nichts mehr ändern können. Legen Sie es in Gottes Hand, denn nirgendwo ist es besser aufgehoben.
Die zentrale Botschaft der Bibel und des christlichen Glaubens ist Vergebung.
Sie müssen mit der Last Ihrer Schuld nicht allein klarkommen. Jesus Christus, der Sohn Gottes, bietet Ihnen an, davon frei zu werden. Sie müssen sich nicht rechtfertigen oder Ihre Sünde leugnen. Sie dürfen dies offen vor Gott zugeben und bekennen. Denn Sie müssen sich nicht davor fürchten, dass er Sie verurteilen wird.
Jesus hat den Preis für Ihre Schuld durch seinen Tod am Kreuz und seine anschließende Auferstehung bereits bezahlt.
„Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.“
- Johannes 1,9
Sünde ist nie nur ein Vergehen gegenüber Menschen. Es belastet immer auch unsere Beziehung zu Gott. Wird Ihnen diese Tragweite bewusst, gibt es nur eins: Gott das zu bekennen und ihn um Vergebung zu bitten.
Versöhnter Tagesrückblick im Miteinander mit anderen Menschen
Haben Sie sich heute über jemanden oder etwas geärgert? Ärger kann, wenn wir ihn nicht bewusst angehen, immer größer werden, sodass regelrecht Zorn daraus erwachsen kann. Zorn ist eine Haltung, die sich nicht verfestigen sollte.
„Zürnt ihr, so sündigt nicht; lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen.“ Epheser 4,26
Spätestens am Abend sollten wir dafür sorgen, dass der Zorn sich nicht in unserem Herz festsetzt. Denn Zorn hat eine gefährliche, eine zerstörerische Tendenz. Der Apostel Paulus warnt deshalb in Epheser 4,27: „Und gebt nicht Raum dem Teufel.“
In unserer Gesellschaft ist das Reden über den Teufel, als Widersacher Gottes, zum Tabuthema geworden. Aber die biblischen Autoren fanden dazu einst klare Worte, die heute noch gelten. Sie sollen nicht verurteilen, sondern davor warnen, wem wir durch Zorn in unserem Herzen Raum geben.
Jesus beschreibt den Teufel als „Mörder“ und „Lügner“ (vgl. Johannes 8,44). Er will unser Leben in Unordnung bringen, uns ins Chaos stürzen und letztlich zerstören. Er führt nichts Gutes im Schilde.
Wenn wir Zorn und Bitterkeit unreflektiert zulassen, besteht die Gefahr, dass wir innerlich hart werden. Wir verschließen uns vor anderen Menschen und vor dem Wirken Gottes in unserem Leben. Beides ist fatal.
Deshalb schließt Paulus in Epheser 4,31 mit der hilfreichen Aufforderung ab: „Alle Bitterkeit und Grimm und Zorn und Geschrei und Lästerung seien fern von euch samt aller Bosheit.“
Tun Sie alles, damit sich solch eine Haltung nicht verfestigt und Sie nicht zu einem verbitterten Zeitgenossen werden. So soll doch nicht Ihr Leben enden! Deshalb soll so auch Ihr Tag nicht enden.
Hatten Sie heute Streit und Auseinandersetzungen mit anderen Menschen? Dann klären Sie dies, sofern Sie die Möglichkeit dazu haben.
„Seid aber untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus.“ Epheser 4,32
Es ist nicht leicht, den ersten Schritt zu machen und die Sache (gegebenenfalls erneut) anzusprechen. Manchmal schämen wir uns oder haben Sorge, das Gesicht zu verlieren und die Beziehung endgültig aufs Spiel zu setzen.
In der Regel ist aber das Gegenteil der Fall.
Es kann wieder neues Vertrauen wachsen und eine Atmosphäre des Friedens gewinnt Raum. Sie verlassen den engen Raum zorniger Gedanken und erleben die befreiende Weite der Versöhnung. Nichts entlastet mehr als Vergebung.
Schritt 6: Seien Sie neugierig und lernen Sie durch den Tagesrückblick dazu
Wir sagen: „Man lernt nie aus.“ Genauer gesagt heißt das, dass wir unser ganzes Leben lang lernen. Doch begrüßen wir das und ist das auch tatsächlich unsere Haltung? Eine lernende Haltung macht nicht nur im positiven Sinne neugierig, sie lässt uns auch verträgliche Mitmenschen sein. Frage: Mit welchen Menschen sind Sie lieber zusammen? Mit Menschen, die alles besser wissen, oder mit solchen, die eine aufgeschlossene, lernende Haltung haben?
Deshalb ist der Abend auch ein guter Augenblick, sich zu fragen: „Was habe ich an diesem Tag gelernt?“ Eine Frage, die wir auch vor Gott stellen dürfen. Als Jesus Leute berief, ihm zu folgen, nannte er sie „seine Jünger“. Ein Jünger ist ein Schüler, der sich in einer dualen Ausbildung befindet. Sie gingen mit ihrem Meister, ihrem Rabbi, und lernten von ihm, indem sie beobachteten, was er tat und vor allem, wie er es tat. Sie waren im Gespräch mit ihm und reflektierten das Erlebte.
Wir können sicher an jedem Tag etwas gewinnen, wenn wir uns fragen, was wir an ihm gelernt haben. Wir haben vielfältige Gelegenheiten, etwas zu lernen, sei es von Jesus oder von Menschen. Das kann etwas Erfreuliches sein, aber auch Schmerzliches. Gerade auch dann, wenn wir versuchen, die Spur und das Wirken Gottes an diesem Tag zu erkennen. Gab es an diesem Tag Impulse, denen Sie nachgehen sollten? Oder haben Sie in der Bibel oder durch Lieder und Literatur einen wichtigen Anstoß bekommen? Gehen Sie dem nach. Das hat prägende Wirkung.
Sie können Gott auch im Gebet direkt fragen: „Gibt es etwas, das du mir sagen oder zeigen willst?“
Wenn unsere innere Haltung und unser Charakter verändert werden, haben wir am meisten gewonnen. Denn so können wir den nächsten Tag mit anderen Augen sehen und aktiv gestalten. Das fühlt sich gut und lebendig an.
Schritt 7: Sprechen Sie ein Abendgebet
Es kann hilfreich sein, Ihrem Tagesrückblick eine feste Form zu geben. Geben Sie sich bei Ihrem Tagesrückblick nicht damit zufrieden, einfach nur reflektiert zu haben.
Haben Sie die Gedanken aufgeschrieben, die Sie sich bis hierhin gemacht haben? Dann nehmen Sie jetzt Ihre Notizen noch einmal zur Hand. Sprechen Sie in einem Abendgebet vor Gott aus, was Sie außerdem bewegt, was Sie erkannt haben und worum Sie Gott bitten möchten. Legen Sie den Tag bewusst zurück in Gottes Hände.
Vielleicht fällt es Ihnen schwer, selbst ein Abendgebet zu formulieren, weil freies Beten für Sie ungewohnt ist. Dann können Sie sich einen der folgenden Texte zur Hilfe nehmen. Lassen Sie sich inspirieren und anleiten. Machen Sie Worte der folgenden Abendgebete zu Ihren eigenen.
5 Abendgebete zur Inspiration
Psalm 4
„Erhöre mich, wenn ich rufe, Gott meiner Gerechtigkeit, der du mich tröstest in Angst; sei mir gnädig und erhöre mein Gebet! Ihr Herren, wie lange soll meine Ehre geschändet werden? Wie habt ihr das Eitle so lieb und die Lüge so gern! Sela. Erkennet doch, dass der Herr seine Heiligen wunderbar führt; der Herr hört, wenn ich ihn anrufe. Zürnet ihr, so sündiget nicht; redet in eurem Herzen auf eurem Lager und seid stille. Opfert, was recht ist, und hoffet auf den Herrn. Viele sagen: ‚Wer wird uns Gutes sehen lassen?‘ Herr, lass leuchten über uns das Licht deines Antlitzes! Du erfreust mein Herz mehr als zur Zeit, da es Korn und Wein gibt in Fülle. Ich liege und schlafe ganz mit Frieden; denn allein du, Herr, hilfst mir, dass ich sicher wohne.“
Luthers Abendsegen
„Ich danke dir, mein himmlischer Vater, durch Jesus Christus, deinen lieben Sohn, dass du mich diesen Tag gnädiglich behütet hast, und bitte dich, du wollest mir vergeben alle meine Sünde, wo ich Unrecht getan habe, und mich diese Nacht auch gnädiglich behüten. Denn ich befehle mich, meinen Leib und Seele und alles in deine Hände. Dein heiliger Engel sei mit mir, dass der böse Feind keine Macht an mir finde.
Alsdann flugs und fröhlich geschlafen.“
Abendgebet von Dietrich Bonhoeffer
„Herr, mein Gott,
ich danke dir, dass du diesen Tag zu Ende gebracht hast.
Ich danke dir, dass du Leib und Seele zur Ruhe kommen lässt.
Deine Hand war über mir und hat mich behütet und bewahrt.
Vergib allen Kleinglauben und alles Unrecht dieses Tages
und hilf, dass ich allen vergebe, die mir Unrecht getan haben.
Lass mich in Frieden unter deinem Schutz schlafen
und bewahre mich vor den Anfechtungen der Finsternis.
Ich befehle dir die Meinen, ich befehle dir dieses Haus,
ich befehle dir meinen Leib und meine Seele.
Gott, dein heiliger Name sei gelobt. Amen.“
Ein Abendgebet aus unbekannter Quelle
„Gnädiger Gott,
diesen Tag habe ich heute Morgen aus Deiner Hand empfangen,
in Deine Hand lege ich ihn dankbar zurück.
Du hast meine Wege begleitet und mich behütet.
Ich bitte Dich, vergib, wo ich schuldig geworden bin:
an meinen Mitmenschen, an der Umwelt, an mir und an Dir.
Hilf mir verzeihen, wo andere mir Unrecht getan haben.
Bewahre in meinem Herzen die freudigen und unbeschwerten Momente des Tages,
dass ich von ihnen zehren kann an Tagen, an denen ich solche Erinnerungen brauche.
Sei bei allen Menschen, die mir lieb und wichtig sind,
bei denen, die Dich im Moment besonders brauchen,
in allen Kriegs- und Krisengebieten dieser Welt.
Und schenk mir und Deiner Welt morgen einen neuen Tag.
Amen.“
Jochen Klepper
„Ich liege, Herr, in deiner Hut
und schlafe ganz mit Frieden.
Dem, der in deinen Armen ruht,
ist wahre Rast beschieden.
Du bist‘s allein, Herr, der stets
wacht, zu helfen und zu stillen,
wenn mich die Schatten finsterer
Nacht mit jäher Angst erfüllen.
Dein starker Arm ist ausgestreckt,
dass Unheil mich verschone
und ich, was auch den Schlaf noch
schreckt, beschirmt und sicher wohne.
Du hast die Lider mir berührt.
Ich schlafe ohne Sorgen.
Der mich in diese Nacht geführt,
der leitet mich auch morgen.“
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Blogartikel und Magazine
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Zu trauern heißt, neue Wege zu finden, einen Menschen nach seinem Tod zu lieben: ein herausfordernder und zugleich unerlässlicher Prozess, wenn eine geliebte Person gestorben ist. Entdecken Sie in diesem Artikel 18 Wege, wie Sie Ihren persönlichen Trauerprozess gestalten können.
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Kostbare Momente, schöne und auch schmerzliche Erinnerungen, Lebensaufgabe und manchmal auch Last - all das ist „die Zeit“! Viele Menschen wünschen sich, im „Hier und Jetzt“ zu leben. Gleichzeitig ist es aber genau das, was uns herausfordert. Die Gegenwart ist nur ein kurzer Augenblick zwischen dem, was war, und dem, was noch kommen wird. Diese Ausgabe unseres Magazins lädt Sie ein, bewusst einen Moment innezuhalten und über Ihre persönliche Gegenwart nachzudenken. Nehmen Sie sich einen Moment Zeit. Lassen Sie sich von praktischen Artikeln inspirieren und von amüsanten Beiträgen unterhalten. Lesen Sie zum Beispiel, warum regelmäßige Ruhepausen der Schlüssel zu mehr Wohlbefinden sind. Erfahren Sie, wie Demenz das Zeitgefühl beeinflusst. Staunen Sie, wie sich die Uhr im Wandel der Zeit verändert hat.