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Alles begann mit einem Notizbuch
Vor 40 Jahren stieß ich auf die Empfehlung, an jedem Tag etwas aufzuschreiben, für das ich dankbar bin. Fasziniert von dieser Idee, kaufte ich ein gebundenes Notizbuch und machte es zu einem Familienprojekt.
Nach dem Abendessen trugen wir mit unseren drei Kindern, alle unter zehn Jahre, zehn Dinge zusammen. Und das jeden Tag. Dabei kamen sogar Spaß und ein gewisser Wettbewerb auf.
Es wurde bald klar, dass es nicht nur um „Dinge“ ging, sondern auch um Menschen, Gefühle, Einsichten und vieles mehr. Oft erinnern sich unsere Kinder daran und machen sich bewusst, was sie dadurch für sich und ihre eigenen Familien gewonnen haben: eine dankbare Haltung. Was gewinnen wir dadurch? Was können Sie gewinnen?
Durch Dankbarkeit fühlen Sie sich lebendig
„The best things in life are free“ („Die besten Dinge im Leben sind umsonst“), sang Frank Sinatra 1948. Es muss nicht immer etwas Besonderes oder Teures sein. Allein wenn Sie Ihre Sinne aktiv nutzen, passiert so viel.
Bewusst und konzentriert sehen und hören, riechen, schmecken und fühlen macht einen Unterschied. Schon der erdige Geruch nach dem Regenguss, dazu der Anblick des Regenbogens, die Stimme der Lerche in Nachbars Garten, die Umarmung durch einen lieben Menschen und die Einladung zum Lieblingstee sind ein Geschenk.
Sind es nicht die vielen kleinen Dinge, die uns spüren lassen, dass wir leben? Es braucht uns nicht wundern, wenn sich dann der Dank von selbst einstellt. Auf diese Weise genießen und feiern wir das Leben. Wie meinte doch Francis Bacon: „Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind.“
Dankbar sein tut Ihnen gut
Mittlerweile zeigen zahlreiche Studien, dass Danken einen positiven Einfluss auf uns selbst hat. Ob es sich um die Positive Psychologie handelt oder die Glücks- und Resilienzforschung, Dankbarkeit nimmt immer einen wichtigen Platz ein. Die Zufriedenheit und das allgemeine Wohlbefinden, die innere Stärke und die Gesundheit werden maßgeblich davon bestimmt, ob wir bewusst dankbar sind. Damit einher gehen weniger Stress und eine geringere Anfälligkeit für Depressionen.
Ist es egoistisch, sich auf diese Weise Gutes zu tun? Keineswegs, es bereichert vielmehr das Leben und versetzt uns in die Lage, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen. Gleichzeitig reifen wir in unserer Persönlichkeit und finden zu einer gesunden Ausgeglichenheit. Das meinte auch Pfarrer Friedrich von Bodelschwingh, der Gründer der Bodelschwinghschen Anstalten: „Wer danken gelernt hat, der ist gesund geworden.“
Dankbarkeit macht Sie sympathisch
es, durch einfache Dankbarkeit unsere Herzen zu gewinnen. Das gelingt auch bei Erwachsenen und im Alter. Dankbare Menschen finden leicht Kontakt und sind gute Nachbarn und Netzwerker. Wer dagegen völlig unabhängig und niemandem zu Dank verpflichtet sein möchte, darf sich nicht wundern, wenn er vereinsamt und innerlich verarmt.
Der Dank für eher Selbstverständliches wird leicht übersehen. Doch auch der Dank gegenüber Familienangehörigen und engen Freunden schafft eine tiefe Verbindung. Dankbarkeit führt dazu, dass wir uns ihnen näher fühlen und uns gern für sie einsetzen. Mit Dank können wir sogar solche Menschen überraschen, zu denen wir keine engere Beziehung haben. Es ist schon wertvoll, in uns Dank gegenüber jemandem zu empfinden. Wenn wir allerdings den Dank klar ausdrücken, erleben wir ihn doppelt und er prägt die Atmosphäre um uns herum. Allein ein Lächeln kann ein einfacher Ausdruck der Dankbarkeit sein.
Wir sind voneinander abhängiger, als wir denken. Dietrich Bonhoeffer beobachtete: „Im normalen Leben wird einem oft gar nicht bewusst, dass der Mensch überhaupt unendlich viel mehr empfängt, als er gibt, und dass Dankbarkeit das Leben erst reich macht. Man überschätzt wohl leicht das eigene Wirken und Tun in seiner Wichtigkeit gegenüber dem, was man nur durch andere geworden ist.“
Durch Dankbarkeit fühlen Sie sich beschenkt
Wer ein Geschenk empfängt, ohne dafür dankbar zu sein, hat es noch nicht recht angenommen. Entweder weil er denkt, dass er ein Recht darauf habe und der andere einfach dazu verpflichtet sei. Oder weil er sich zu einer Gegenleistung verpflichtet sieht, um das Empfangene ohne schlechtes Gewissen anzunehmen. Sogar wenn kein Gegenüber auszumachen ist, haben manche Angst, dass es ihnen „zu gut“ geht und sie das irgendwann einmal teuer bezahlen müssen. Solches Denken macht uns unfrei. Gelingt es Ihnen, sich schlicht über das Glück und das Geschenk zu freuen und es zu genießen? Gerade das wäre dem Schenkenden gegenüber angemessen. Auf jeden Fall sieht es Gott so im Blick auf alles, womit er uns versorgt: „Gott gibt uns alles reichlich, und wir dürfen es genießen“ (1. Timotheus 6,17).
Wir müssen uns in jeder Hinsicht als Empfänger verstehen. Das betrifft auch unsere Arbeit und unser Schaffen und alles, was uns dadurch möglich geworden ist. Paulus fragt einmal: „Hast du etwas, das du nicht von Gott bekommen hast?“ (1. Korinther 4,7). Das zeigt uns deutlich unsere Abhängigkeit von Gott. Allerdings ist das eine glückliche Abhängigkeit, die uns entlastet. Wir müssen nicht alles können und schaffen. Wir dürfen schlicht beschenkte Geschöpfe sein. Noch einmal Dietrich Bonhoeffer, der das klar gesehen hat: „Dem Dankbaren wird alles zum Geschenk, weil er weiß, dass es für ihn überhaupt kein verdientes Gut gibt.“
Durch Dankbarkeit sehen Sie einen Sinn
Wer dankt, versteht sich selbst in einem größeren Zusammenhang. Keiner ist im absoluten Sinne autark. Wir brauchen andere. Wir brauchen diese Erde. Wir brauchen das Wissen, nicht das Produkt eines Zufalls zu sein, sondern aus der Hand des Schöpfers hervorgegangen zu sein. Wer sich Gott anvertraut, darf wissen: „Was auch passiert, ich bin in seiner Hand.“
Auch wenn wir nicht auf jede Frage, die sich uns im Leben stellt, eine sinnvolle Antwort finden, kann uns die Überzeugung tragen, dass es einen Sinn gibt. Viktor Frankl, der Begründer der Logo-Therapie hat sich nach seinen schrecklichen Erfahrungen in Auschwitz viel mit der Frage nach dem Sinn beschäftigt. Darin hat auch Dankbarkeit seinen Platz. Er kommt zu dem Schluss: „Man muss flexibel und dankbar bleiben für das, was das Leben bietet.“
Dankbarkeit erweitert Ihren Horizont
Im Alltag laufen wir schnell achtlos an unendlich viel Schönem vorbei. Wir müssen neu sehen lernen. Das betrifft die Natur und die Weite des Universums, aber auch die Musik, die bildende Kunst und die Architektur. Und es betrifft erst recht den Menschen in seiner Einzigartigkeit. Und damit auch uns selbst mit unserem Körper und dem faszinierenden Zusammenwirken der einzelnen Prozesse, die in ihm ablaufen. Viele Schätze nehmen wir einfach nicht wahr. Dabei bedarf es eigentlich nur 15 Sekunden Aufmerksamkeit, um bewusst etwas aufzunehmen und sich zu entscheiden, den Eindruck festzuhalten. Das schenkt uns neue Energie, einen frischen Geist und ein klares Denken.
Sorgen dagegen verengen unseren Blick. Jesus lädt deshalb ein, unsere Aufmerksamkeit den Vögeln zu schenken, die von Gott versorgt werden. Oder die Lilien anzuschauen, die mit ihrer Blütenpracht wunderbar bekleidet sind. Sollte sich Gott nicht vielmehr um uns Menschen kümmern? Sie können das in der Bibel in Matthäus 6 nachlesen. Jesus geht sogar noch weiter, wenn er uns die Fülle des Lebens verspricht und uns damit einen ewigen Horizont eröffnet: „Ich aber bin gekommen, um ihnen das Leben in ganzer Fülle zu schenken“ (aus Johannes 10,10).
Dankbarkeit erleichtert Ihr Herz
Wie schnell fragen wir angesichts eines persönlichen Unglücks: „Womit habe ich das verdient?“. Haben Sie sich diese Frage auch schon einmal gestellt angesichts der guten Erfahrungen in Ihrem Leben? „Warum darf ich in einem Land leben, in dem es eine gute medizinische Versorgung gibt? Warum wurde mir eine berufliche Ausbildung ermöglicht? Warum darf ich einen lieben Menschen an meiner Seite haben? Warum kann ich ein Musikinstrument spielen?“ So sehen Sie, was Gott Ihnen ermöglicht hat. Auch wenn noch viel Wünschenswertes offenbleibt, so gibt es auch vieles, auf das Sie dankbar zurückblicken oder das Sie jetzt erleben dürfen.
Dies gilt sogar im Blick auf schlechte Nachrichten. Wenn Ihnen der Schmerz anderer zu Herzen geht, dann danken Sie dafür, dass Sie noch nicht abgestumpft sind. Schauen Sie sich um und spüren Sie Ihre Dankbarkeit angesichts der scheinbaren Selbstverständlichkeiten. Überlegen Sie, worin Ihr Beitrag zu einer besseren Welt bestehen könnte. Spenden und handeln Sie nicht aus schlechtem Gewissen, sondern aus Dankbarkeit!
Dankbarkeit öffnet Sie für Gott
Natürlich kann man sagen: „Ich bin dankbar.“ Doch worauf oder vielmehr auf wen ist der Dank gerichtet? Mancher sagt: „Ich danke dem Leben.“ Doch das ist zu unbestimmt. Bonhoeffer schrieb: „Dankbarkeit sucht über der Gabe den Geber.“ Auch über der Gabe des Lebens. Ist es nicht unser Schöpfer, dem Sie sich verdanken? Drücken Sie Ihre Dankbarkeit ihm gegenüber aus, so entsteht eine Beziehung zum Geber. Feiern Sie es, von Gott beschenkt zu sein! In dem biblischen Buch der Psalmen kommt dieser Dank vielfach zum Ausdruck. Das macht das Herz weit. So heißt es in Psalm 50,23: „Dank ist die Opfergabe, die mich ehrt. Das ist der Weg, auf dem du Gottes Heil erkennst.“
Durch Dank an Gott nehmen Sie eine Haltung ein, die es Gott ermöglicht, Ihnen seine Rettung zu zeigen und Sie auf einen heilsamen Weg zu bringen. Der Dankbare berechnet nicht mehr, was er verdient, sondern er öffnet sich für das Geschenk. Auch für das Geschenk Gottes.
Dankbarsein schützt Ihre Seele
Es gibt so vieles, was unsere Seele belastet und ihr schadet. Die Medien senden oft so viel geballtes Unglück, dass wir uns ohnmächtig fühlen, da wir als Einzelne nichts ändern können. Wir haben das Gefühl, in einer feindlichen Welt zu leben. Deshalb müssen wir auf unsere Seele achten. Der französische Philosoph Gabriel Marcel meinte: „Dankbarkeit ist der Wächter am Tor der Seele gegen die Kräfte der Zerstörung.“ Denn wir erleben im persönlichen Umfeld auch viel Gutes, das wir dankbar wahrnehmen sollen.
Mit einem dankbaren Blick nehmen wir wahr, dass die Realität sich oft freundlicher erweist als unsere Befürchtungen. Sich das einander zu sagen und darauf hinzuweisen, bietet einen ersten Schutz für unsere Seele. Durch echtes Mitgefühl geben wir einander Sicherheit und verbreiten eine Atmosphäre der Ruhe. Gerade in der Begegnung mit Menschen, auch mit Fremden und uns Unbekannten, lässt sich Angst abbauen. Mit dankbaren Augen muss Ihnen der Fremde nicht fremd bleiben. Auch sind wir mehr miteinander vernetzt als wir meinen.
Bei allem Negativen ist so viel Gutes um uns herum. Danken lässt uns zudem geduldig werden. So können wir auf Sofortlösungen und auf das „Habenwollen“ verzichten. Das schützt die Seele. Jesus hat schon recht, wenn er sagt: „Denn was hilft es dem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen und Schaden zu nehmen an seiner Seele?“ (Markus 8,36).
Dankbarkeit hilft Ihre Bestimmung zu finden
Wenn Sie Gott danken, dann haben Sie die Adresse gefunden, die wirklich zählt. Dankbarkeit ehrt Gott und Sie finden damit zu Ihrer ursprünglichen Bestimmung zurück. Sie sind darauf angelegt, Gott die Ehre zu geben und ihm zu danken. Das war gerade das Elend des Menschen, als er sich entschloss, sich von Gott unabhängig zu machen.
In der Bibel lesen wir, dass die Menschen um Gott wissen: „Trotz allem, was sie von Gott wussten, ehrten sie ihn aber nicht als Gott und brachten ihm auch keinerlei Dank“ (aus Römer 1,21). Damit verliert der Mensch seinen ursprünglichen Platz. Sein Herz verliert die Orientierung. Die Menschen verlieren sich in den Dingen, statt in einer dankbaren Gemeinschaft mit Gott zu stehen. Gott will uns in diese ursprüngliche Beziehung wieder zurückführen. Darin besteht alles, was Jesus getan hat.
Das Dankbarkeitstagebuch
Was bei meinen Kindern funktionierte, gelingt auch und vielleicht erst recht bei uns Erwachsenen. Es braucht nicht viel, auch im fortgeschrittenen Alter nicht. Schaffen Sie sich doch ein schönes Notizbuch an, in dem Sie gern schreiben. Notieren Sie täglich, wofür Sie dankbar sind. Für Erlebtes, Gedachtes und Gefühltes. Es müssen nicht zehn Punkte sein. Wichtiger sind die Regelmäßigkeit und das tägliche Innehalten. Bedenken Sie auch die tieferliegenden Gründe für Ihre Dankbarkeit. Und lassen Sie es in ein Dankgebet münden. Oder auch in einem Musikstück, das ihre Seele zu Gott erhebt. Ganz im Sinne von Johann Sebastian Bach, der unter all seine Musikstücke schrieb: „Soli deo Gloria“ – „Gott allein die Ehre.“
Wofür sind sie dankbar? Welche Themen und Situationen in Ihrem Leben machen es Ihnen schwer, Dankbarkeit zu empfinden und auszudrücken? Schreiben Sie uns und kommen Sie mit uns darüber ins Gespräch. Klicken Sie dafür einfach auf die Sprechblase rechts unten auf dieser Seite.
Wir freuen uns auf Sie.
Dieser Beitrag wurde im April 2023 veröffentlicht.
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